Kindertagespflege

Die Kindertagespflege hat sich mittlerweile als festes Angebot der Jugendhilfe etabliert. Analog zur Kindertageseinrichtung erfüllt auch sie die Aufgabe der Betreuung, Bildung und Erziehung. Ferner bietet die Kindertagespflege Eltern die Möglichkeit, Familie und Beruf „leichter unter einen Hut zu bekommen“. Aufgrund dessen wird die Betreuung in Tageseinrichtungen als eine gleichrangige Betreuungsform erachtet, weshalb auch hier Rechtsanspruch auf Förderung für Kinder ab einem Jahr besteht.

Laut den aktuellsten Angaben von Destatis nutzten im März 2017 die Eltern von 162.395 Kindern die öffentlich geförderte Kindertagespflege. Wie viele Kinder noch zusätzlich von privat finanzierten Tagesmüttern beaufsichtigt werden, ist in der Statistik nicht erfasst.

Was leistet die Kindertagespflege?

Tagesmutter hilft ihren Pflegekindern

Vor allem in den ersten Lebensjahren haben Kinder nicht nur die Möglichkeit in der Tagespflege eine familiennahe Betreuung zu erleben, sondern auch den wesentlichen Vorteil, dass ihre individuellen Bedürfnisse berücksichtigt werden. Da die Tagesmutter höchstens fünf gleichzeitig anwesende Kinder beaufsichtigen darf, hat sie mehr Zeit, um sich einzelnen Kindern zu widmen. Gruppenerfahrungen können in einem überschaubaren Rahmen gemacht werden, und die Auswahl an Spielpartnern ermöglicht soziales Lernen.

Ein weiterer Pluspunkt dieser Form von Betreuung ist, dass Kinder, die mehrere Stunden täglich bei der Tagesmutter verbringen, keinen Wechsel der Bezugsperson erleben müssen – diese ergeben sich natürlich bei Kinderbetreuungsformen mit Schichtdiensten. Aus entwicklungspsychologischer Sicht ist dies ein besonders wertvoller Aspekt für Kinder unter drei Jahren.

Die gleichen Vorzüge bringen auch Kindertagespflegestellen und Großtagespflegestellen in extra angemieteten Räumen. Auch hier werden bis maximal zehn Kinder aufgenommen und von zwei Tagesmüttern betreut.

Gesetzliche Vorgaben zur Kindertagespflege

Tagesmutter lernt mit ihrem Pflegekind für die Schule

Das Sozialgesetzbuch (SGB VIII) definiert die Kindertagespflege als regelmäßige Betreuung von Kindern im Haushalt der Eltern bzw. der Tagesmutter. Dabei ergänzt und unterstützt die Tagesmutter die Familie bei der Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes.

Kindertagespflege eignet sich für Kinder zwischen 0 und 14 Jahren, insbesondere aber für Kinder unter drei Jahren. Vom vollendeten dritten Lebensjahr an bis zum Schuleintritt haben Kinder Anspruch auf einen Platz in einer Tageseinrichtung. Doch auch für Schulkinder kann die Betreuung bei der Tagesmutter eine ausgezeichnete Alternative sein!

Die Regelungen des SGB VIII können von den 16 Bundesländern durch jeweils eigene Verordnungen und Gesetze ausgestaltet werden. Welche Verwaltungsvorschriften für Ihr Bundesland gelten, erfahren Sie bei Ihrem zuständigen Jugendamt.

zu den Jugendämtern

Bundesprogramme zur Kindertagespflege

Mit dem „Aktionsprogramm Kindertagespflege“ hat die Bundesregierung 2008 zusätzlich zu einem strukturierteren Aufbau dieser Betreuungsform wie auch einer entsprechenden vorgeschriebenen Tagesmütter Ausbildung maßgeblich beigetragen.

Zum 01.01.2016 wurde zudem ein neues Bundesprogramm zur Kindertagespflege gestartet, um einerseits die Qualität der Betreuung zu steigern, andererseits die Qualifizierung der Tagesmütter zu reformieren. Besonderes Augenmerk wurde ebenfalls auf Festanstellungsmodelle, die Fortbildung von Tagesmüttern sowie Fachberatung gelegt.

zur Tagesmutter Ausbildung

Alltag in der Kindertagespflege

Regelmäßigkeit spielt eine wichtige Rolle im Verhältnis zwischen der Tagesmutter und Ihrem Kind. Rituale und feste Tagespunkte vermitteln Sicherheit und geben zusätzliche Orientierung. Halten Sie sich also wie die Tagesmutter an die Absprachen, damit die Betreuung reibungslos funktioniert.

Ein neuer Tag beginnt – Ankommen

Planen Sie für sich und Ihr Kind immer genügend Zeitpuffer ein, damit Sie am Morgen ohne Hektik und Stress aufwachen, aufstehen, sich fertig machen und gemeinsam frühstücken können. Ein harmonischer morgendlicher Ablauf macht den Einstieg bei der Tagesmutter wesentlich angenehmer. Sie sollte nicht Ihre häusliche Eile abfedern müssen.

Bauen Sie bereits auf dem Hinweg Rituale ein, indem Sie zum Beispiel Brötchen kaufen. Vermeiden Sie lange Abschiedsszenen – ein bestimmter Satz, ein Kuss oder eine Umarmung sind für Eltern und Kind die undramatischste Lösung.

Jedes Kind reagiert unterschiedlich auf den Abschied. Für manche ist der Trennungsschmerz vor allem während der Eingewöhnung am stärksten, bei anderen wiederum tritt er erst nach einigen Wochen auf. Denken Sie dabei immer daran, dass sich Ihr Kind das Verhalten von Ihnen abschaut. Wirken Sie beispielsweise ängstlich oder unruhig, überträgt sich das auf Ihr Kind. Strahlen Sie dagegen Gelassenheit aus, wird auch das Kind vertrauensvoll in die neue Situation gehen.

Trennungsschmerz hält meist nur kurz an

Ob Schreien, Weinen, stumme Trauer, Schlagen oder Treten – der Trennungsschmerz kennt eine breite Palette an Ausdrucksmöglichkeiten. Hier ist sowohl das Verständnis des Kindertagespflegepersonals wie auch der Eltern gefragt. Versuchen Sie stets das Kind zu unterstützen.

Bei den meisten Kindern ist der Trennungsschmerz nach zwei bis drei Wochen komplett verflogen. Es gibt jedoch auch Einzelfälle, wo das Kind erst nach drei bis sechs Monaten zum Alltag übergehen kann. Falls nach drei oder vier Wochen der Abschied noch immer nicht leichter fällt, sollte in einem offenen Gespräch gemeinsam mit der Tagesmutter den Ursachen nachgegangen und nach Lösungsmöglichkeiten gesucht werden.

Spielzeit

Wieviel Betreuung und Anleitung Kinder benötigen, hängt ganz von ihrem Alter ab. Ältere Kinder beschäftigen sich häufiger alleine oder tauschen sich auch gerne mit anderen aus. Jüngere Kinder müssen sich hingegen erst einmal bei der Tagesmutter einleben, weshalb besonders hier kreative Einfälle der Tagespflegeperson gefragt sind. Ob es nun gemeinsames Basteln, Lesen, Ausflüge oder Kochen ist – die Tagesmutter sollte immer auf die Bedürfnisse ihrer Tageskinder eingehen und dafür sorgen, dass der Alltag abwechslungsreich und spannend wird.

Essen

Das Essen ist für viele Kinder ein wichtiger Orientierungspunkt auf der Tagesordnung. Sie wissen, dass sie danach entweder abgeholt werden oder dass neue Kinder hinzukommen. Solche Orientierungspunkte geben ihrem Alltag Struktur.

Auch während der Essenszeit sollten feste Regeln und Rituale eingehalten werden. Die Festlegung eines eigenen Sitzplatzes oder etwa ein gemeinsamer Tischspruch vermitteln dem Kind Orientierung als auch Sicherheit.

Ruhephasen und Mittagsschlaf

Nach dem Essen folgt eine Phase der Entspannung und Ruhe. Je nachdem wie alt das Kind ist, können das entweder eine stille Beschäftigung oder ein Mittagsschlaf sein. Dieser Zeitrahmen bietet Gelegenheit sich zu erholen und das bisher Erlebte zu verarbeiten. Hinzu kommt, dass jedes Kind seinen eigenen Rhythmus aus aktiven und passiven Phasen hat, der ebenso mitberücksichtigt werden sollte.

Befürchten Sie nicht, dass Ihr Kind dann abends nicht schlafen kann, denn solche „Energietankphasen“ lehren das Kind auf seinen eigenen Körper zu hören und gehören zu einem gesunden, natürlichen Tagesablauf.

Abschied – ab nach Hause!

Auch für den Abschied sollte, ähnlich wie am Morgen, genügend Zeit eingeplant werden. Es ist wichtig den Tag harmonisch ausklingen zu lassen. Reißen Sie also Ihr Kind nicht abrupt aus dem Spiel. Indem Sie sich stattdessen dazugesellen, erleichtern Sie es dem Kind sich aus der Situation zu lösen. Fragen Sie nach, wie der Tag war und zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie sich für seine Erlebnisse und Erzählungen interessieren.

Jeglicher Stress oder Hektik sollten also vermieden werden. Haben Sie jedoch gleich im Anschluss noch einen wichtigen Termin, vermitteln Sie dem Kind, warum Sie jetzt gemeinsam etwas rascher aufbrechen müssen.

Ausklang des Tages

Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Kind, sobald Sie zuhause angekommen sind. Stürzen Sie sich nicht sofort in die Hausarbeit, sondern sprechen Sie in Ruhe über die Erlebnisse Ihres Lieblings bei der Tagesmutter. Auf diese Weise schließen Sie harmonisch gemeinsam den Tag ab und stimmen dadurch Ihr Kind auf den nächsten Tag positiv ein.